Rückschau: "Unternehmen im Wandel – Herausforderungen für das Management"

Einen hohen Massstab für die Zukunft gesetzt hat das diesjährige Symposium in Luzern.

So das einhellige Echo. Überzeugende Auftritte, klare Analysen, zündende und kontroverse Reden und Gegenreden machten deutlich, welche Herausforderungen die Unternehmensführungen gegenwärtig zu bewältigen haben.

Den Auftakt bestritt Dr. Heiner Geissler, ehemaliger Minister, brillanter Generalsekretär und politisches Urgestein. Er sprach über ethische Grundlagen einer Wirtschaft im Wandel. Geisslers zentraler «Denk- und Werkplatz» ist die globale Welt, für die er eine dem Menschen verpflichtete Rahmenordnung fordert. Dass sich daraus eine ganze Reihe von politischen Massnahmen ableiten, das trug Geissler mit der ihm eigenen Überzeugungskraft vor. Massgebliche Leitschnur des Handelns bilden dabei die Solidarität und die Menschenwürde.In der modernen Welt bleiben Wissen und Können der einzelnen Menschen unentbehrlich. Löste früher der Kommunismus das Spannungsverhältnis zwischen Arbeit und Kapital, indem er das Kapital eliminierte, so bestehe heute das Risiko, dass das Kapital den Menschen bedränge. Es sei aber eine Illusion zu meinen, man könne Solidarität und Partnerschaft aufs Spiel setzen, ohne dafür einen Preis zu bezahlen.

Einen andern Einstieg wählte Prof. Dr. Franz Jaeger von der Universität St.Gallen und Direktor des Forschungsinstituts für Ökonomie und Wirtschaftspolitik. Er setzte sich mit den drei Wirtschaftsstandorten Europa, USA und Asien auseinander. Auch er sieht weltweite Tendenzen, jedoch mit durchaus guten Aussichten. Jaeger verwies auf die erfolgreichen deutschen und schweizerischen Exporte.

Verlagerungen von Produktionsstätten beispielsweise nach China verschafften neue Chancen und Arbeitsplätze an den europäischen Standorten. Betrachtet man den heutigen Wachstumspfad, so fehlen allerdings die Arbeitsplätze. Diese Situation wird sich nach Jaeger in nicht mehr so ferner Zukunft jedoch ändern. Aber auch dann gilt: Es kommt entscheidend auf die Arbeitsmarktfähigkeit der Arbeitskräfte an. Sorgen bereiten Jaeger die hohe Regulierungsdichte, die Lohnnebenkosten sowie die Staats- und Fiskalquote. Deshalb braucht es seiner Ansicht nach spürbar mehr Wachstum, um Arbeitslosigkeit wirkungsvoll bekämpfen zu können. Es verwunderte nicht, dass sich die beiden Referenten im anschliessenden Panel ein hoch stehendes Duell lieferten.

Prof. Dr. Hans Peter Fagagnini, Universität St.Gallen, Delegierter des SGMI Verwal tungsrates, leitete mit der Frage ein, ob sich der eine in der Pessimistin Kassandra und der andere in Voltaires Optimisten Panglass wiedererkenne. Ja, mit Vorbehalt, man könne aus Fehlern lernen und sollte die Risiken nicht gering schätzen, so die Antworten. Ins Zentrum rückte der Sozialstaat. Während Jaeger dessen Schwächen ortete und Reformen monierte, wies sich Geissler als Anwalt des bisher sozial Erreichten aus. In der Kritik am Handelsprotektionismus trafen sich die beiden, um dafür in der Frage nach den politischen Rahmenbedingungen für die globale Welt umso mehr zu streiten.

Das Panel erwies sich insgesamt als Auslegeordnung der besonderen Art. Denn es repräsentierte eine Wirklichkeit, in der sich auch viele Chefs angesichts der Lage ihrer eigenen Firma befinden. Sie kommen um Kontroversen ebenfalls nicht herum und kämpfen um die richtige Positionierung des Unternehmens inmitten vieler unbekannter Störgrössen. Ungewissheit, mehrdeutige Zukunft, das ist indessen genau das Feld, in dem sich der Gestaltungswille von Pionieren und Unternehmern frei entfalten kann.

Wie sich dies konkret ausnimmt, das führte Georges A. Kern am Beispiel von IWC vor. Kern ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der IWC International Watch Co. Ltd, Schaffhausen. Er zeigte den Weg auf, den eine traditionelle Uhrenfirma über eine notwendig gewordene Restrukturierung hin zur Neupositionierung zu bewältigen hatte. Heute präsentiert sich IWC als eigentliche Success Story. Hohe Produktequalität, eine gezielte Markenpolitik und eine exquisite Kommunikation führten das mittelständische Unternehmen aus seiner Kleinräumigkeit in die höchsten Sphären der Uhrenwelt.

Prof. em. Dr. Emil Brauchlin, Chairman des SGMI Academic Committee, fragte, was es mit der Umsetzung des St.Galler Management-Konzepts in der Praxis auf sich hat. Brauchlin führte zuerst in die Ursprünge des Konzepts zurück. Ganzheitlichkeit und Systemdenken standen Gevatter, als es darum ging, die Betriebswirtschaftslehre auf ein wissenschaftlich abgesichertes Fundament abzustützen. Erst dann entstand das von Hans Ulrich geprägte St.Galler Management-Modell. In dessen Rahmen entwickelte Brauchlin Gedanken zur persönlichen Führung, die er am Planungsprozess der Firma Gallus exemplifizierte. Vielfach muss sich der CEO darin bewähren: In der Befähigung des Personals, der Förderung des Gruppengeistes sowie als Leitfigur und Wächter. Seine Ergebnisse fand Brauchlin bestätigt in langjährigen empirischen Untersuchungen. Nicht überraschend stützen sie den ganzheitlichen Management-Ansatz.

Der zweite Tag stand im Zeichen von Workshops. Ein erster beschlug «Corporate Governance – Finanzielle Unternehmenssteuerung im Wandel». Für Claude Piccot gehört eine ethische Grundlage an den Anfang. Dabei unterstrich er aber auch, wie sehr Unternehmensgewinne sozialethisch bedeutsam sind. Zu diskutieren gaben die verschiedenen Codes of Conduct, die weltweite Gültigkeit beanspruchen, sowie jene, die sich auf die USA, Deutschland und die Schweiz beziehen. «Marketingstrategien» beherrschten den Workshop von Dr. Chris Stern. Fakten, Trends und Gedanken kreisten um die globalen Märkte. Arbeitskosten, Offshoring und Ausbildungsstand sowie ein «heisser» Wettbewerb in grossen aufstrebenden Märkten treiben die Entwicklung voran. Darauf haben die Unternehmen ihre Strategien und Führungsmodelle aufzusetzen. Den Schlusspunkt setzte Stern mit seiner 69-Punkte-Checkliste. Mark McGregor war in seinem Workshop die Aufgabe gestellt, den «Manager» zu beleuchten. Er sieht ihn mehr als Leader und Kommunikator denn als Manager. Auch hier zeigte sich: Ob funktionaler Manager oder Leader, um wertbasierte Visionen und um Vertrauen kommen beide kaum herum. Der Workshop «Unternehmerische Anforderungen an die Wirtschaftspolitik» von Prof. Dr. Hans Peter Fagagnini schloss an das Panel an. Er warnte vor einigen trügerischen, einfachen Heilmitteln und ortete eine von Vernunft geleitete Wirtschaftspolitik im Spannungsfeld von globaler und nationaler Marktorientierung sowie unterschiedlicher marktwirtschaftlicher Rahmenordnungen. Leitidee könnte dabei die systemische Wettbewerbsfähigkeit sowohl der Unternehmen als auch der Staaten sein.

Die Tagung setzte aber auch gesellschaftliche Highlights: So mit dem Get-together, dem Galadiner und vor allem der erstmaligen Verleihung von Awards für herausragende Leistungen.

Als Fazit darf festgehalten werden, dass ein wegweisender Orientierungsrahmen gelegt wurde, gepaart mit reichhaltigen Inputs für die Alltagsarbeit und dem Ansporn an SGMI, demnächst das nächste Symposium anzukündigen.

Romed Guntern, Managing Director

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